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(M)Eine Bilanz

(M)Eine Bilanz – 11,5 Jahre im Deutschen Bundestag

Karamba Diaby, MdB (2013–2025)
Stand: März 2025


Ein historischer Anfang

Im März 2013 sorgte der SPIEGEL-Artikel „Das Experiment“ für Aufsehen. Darin wurde mein Wahlkreis als „Hochburg der Rechtsradikalen“ beschrieben – ein schwieriger Start in einen leidenschaftlichen Wahlkampf. Dennoch gelang mir etwas Außergewöhnliches: Als erster in Afrika geborener Schwarzer zog ich 2013 erstmals für die SPD in den Bundestag ein – getragen von einem engagierten Wahlkampfteam, den Jusos und vielen Unterstützer:innen vor Ort.

Das Vertrauen der Menschen zeigte sich bereits bei meiner ersten Wahl: knapp 33.000 Erststimmen – deutlich über dem Zweitstimmenergebnis. Von Anfang an war mir klar: Politik beginnt im direkten Gespräch, ob im Bürgerbüro oder am Gartenzaun. Dieses Prinzip blieb mir über die Jahre wichtig – etwa bei den erfolgreichen „Laube-zu-Laube“-Touren, einem bundesweit beachteten Format während der Pandemie.


Wahlkreisarbeit mit Herz und Haltung

In über einem Jahrzehnt konnte ich für Halle und die Region viel erreichen:

  • 33 Millionen Euro Fördermittel flossen in Projekte wie das Stadtbad, die Ulrichskirche, das Peißnitzhaus, die Moritzkirche, Franckesche Stiftungen, Schloss Ostrau oder das Bildungszentrum.
  • Drei Bürgerbüros boten über Jahre Anlaufstellen für Fragen, Sorgen und Austausch.
  • Mit Formaten wie Unternehmergrillen, Bürgergesprächen, Kleidertauschaktionen oder Fraktion vor Ort pflegte ich den Dialog auf Augenhöhe.

Mehr als 10.000 Menschen besuchten mich bei Bundestagsfahrten in Berlin – ein Zeichen gelebter Demokratie.

Auch die Kleingärten wurden zu einem verbindenden Element meiner Arbeit. Hier empfing ich politische Gäste wie Olaf Scholz, Sigmar Gabriel, Hubertus Heil oder Martin Schulz – und diskutierte mit ihnen zwischen Blumenbeeten, Kaffeekanne und Gartentor über soziale Gerechtigkeit.


Schwerpunkte im Bundestag

Meine inhaltliche Arbeit konzentrierte sich auf zentrale Zukunftsfragen:

  • Menschenrechte und humanitäre Hilfe (stellv. Ausschussvorsitzender, 2013–2017)
  • Integration und Einwanderungspolitik (Integrationsbeauftragter der SPD-Fraktion, 2018–2021)
  • Außen- und Entwicklungspolitik mit Schwerpunkt Afrika (Vorsitz der Parlamentariergruppe Westafrika, 2021–2025)

 

Ich war zuständig für Themen wie:

  • Internationale Bildung und Forschung
  • Fachkräfteeinwanderung
  • Globale Gesundheit und Klimapolitik im Globalen Süden
  • Die UN-Dekade der Menschen afrikanischer Abstammung

79 Redebeiträge im Bundestag, dutzende schriftliche Anfragen, 12 Fachveranstaltungen im Gesprächskreis Afrika – meine parlamentarische Arbeit war intensiv und international ausgerichtet.


Teamarbeit, Kommunikation, Kontinuität

In meinen Büros arbeiteten über die Jahre 27 Mitarbeitende, alle unter 40 Jahre alt. Hinzu kamen viele Praktikant:innen, IPS-Stipendiat:innen und Schüler:innen. Neun Kinder wurden während dieser Zeit geboren – das spricht für unsere gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Gemeinsam sorgten wir für eine dauerhafte Präsenz in Medien und Netzwerken. Bürgeranfragen wurden stets sorgfältig beantwortet. Auf abgeordnetenwatch.de erhielt ich regelmäßig Bestnoten.

Ein besonderer Moment bleibt mir in Erinnerung: der Wahlabend 2021. Nach dem Direktwahlsieg standen wir auf der Großen Märkerstraße, trugen selbst gestaltete Wahlkampf-Hoodies und stießen mit Himbeerlikör aus dem Garten an. Politik kann auch menschlich und herzlich sein.


Erfolge und Erkenntnisse

Einige politische Erfolge, an denen ich mitwirken durfte:

  • Einführung des Mindestlohns
  • Entscheidung für das Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle (2023)
  • Erhalt und Stärkung der Uni-Medizin Halle, der Martin-Luther-Universität, der Bundeskulturstiftung, der Leopoldina
  • Förderung des Projekts TDG – Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung mit 130 Millionen Euro (BMBF)
  • Beteiligung an vier Koalitionsverhandlungen auf Bundes- und Landesebene

Manche Ziele konnten nicht erreicht werden, andere sind auf einem guten Weg. Die Ampelregierung hatte ambitionierte Vorhaben, die nicht alle umgesetzt wurden. Doch ich bin überzeugt: Mit etwas Abstand wird man der Kanzlerschaft von Olaf Scholz gerechter werden – insbesondere im Bereich Außen-, Energie- und Gesellschaftspolitik.


Abschied mit klarem Blick

Meine Entscheidung, 2025 nicht erneut zu kandidieren, habe ich früh getroffen. Mit 63 Jahren ist es Zeit, Platz zu machen für eine jüngere Generation. Zwar schmerzt die vorzeitige Auflösung des Bundestages – vor allem wegen meines Teams –, aber ich gehe im Frieden mit mir und meiner Entscheidung.

Ich muss im Rückblick anerkennen, dass ich im Berliner Betrieb manchmal zu leise, zu zurückhaltend war. Aber ich war immer authentisch, engagiert und dem Gemeinwohl verpflichtet. Politik hat mich geprägt – und ich durfte sie über 11,5 Jahre mitgestalten.


Mein Fazit:

Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir von Menschen, meiner Partei und der Fraktion entgegengebracht wurde. Fünfmal wurde ich gewählt – einmal sogar als „Stimmenkönig“ in Sachsen-Anhalt im Jahr 2021. Es war mir eine große Ehre.

Ich wünsche mir von Herzen, dass jene, die Hass und Hetze zu ihrem Geschäftsmodell gemacht haben, niemals eine parlamentarische Mehrheit in Deutschland erhalten. Denn ich bin überzeugt: Dieses Land ist zu schön, um es solchen Menschen zu überlassen. Deshalb lassen Sie uns gemeinsam weiter für unsere Demokratie kämpfen.

Mein politisches Leitbild bleibt unverändert: Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe – im Großen wie im Kleinen. Und ich glaube fest daran: Wer sich an Regeln hält und mit Offenheit auf andere zugeht – wie im Kleingarten – kann unsere Gesellschaft lebendig, friedlich und bunt gestalten.

Dr. Karamba Diaby

MdB 2013–2025

Für Halle. Für Zusammenhalt. Für eine gerechte Gesellschaft.