Als deutsche Einwanderungsgesellschaft wollen wir eine lebendige und verantwortungsbewusste Erinnerungskultur!

Meine Rede zur Debatte zum Antrag der Linksfraktion und Bündnis 90/Die Grünen
Völkermord in Ruanda – Historische Aufarbeitung“

„Herero und Nama 1904 bis 1908 im heutigen Namibia. Armenien ab 1915. Srebrenica 1995.

Dies sind nur Beispiele einiger „vergessener“ Völkermorde; ethnischer Säuberungen; Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Ich zitiere: „Wer sich dazu herbeilässt, die Erinnerung an die Opfer zu Verdunkeln, der tötet sie ein zweites Mal“; Elie Wiesel, (27. Januar 2000), am Holocaust-Gedenktag vor dem Deutschen Bundestag.

Ich danke den Fraktionen der LINKEN und der GRÜNEN für die Einbringung des Antrags. Dieser Antrag lenkt den Fokus auf unsere eigene deutsche Verantwortung. Der Antrag regt uns zur gewissenhaften Aufarbeitung an.

Historiker sind sich einig:

Der 1. Völkermord des vergangenen Jahrhunderts wurde an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) verübt.

Von der deutschen Kolonialmacht. Von deutschen Truppen.

Ich meine: Deutschland hat eine besondere historische und moralische Verantwortung für Namibia. Sie wirkt bis heute nach.

Wir müssen die deutsche Schuld und Verantwortung klar bekennen.

Gerade haben wir das gemeinsam zurecht in der Armenien-Frage von der Türkei erwartet.

Die Anerkennung ist ein Ausdruck des Respekts.

Willy Brandts Kniefall vor dem Ehrenmahl im ehemaligen Warschauer Ghetto,

war ein Akt der Demut und ein Symbol für die Bitte um Vergebung für die Deutschen Verbrechen.

Noch heute ist es unsere Aufgabe ist es Haltung einzunehmen. Verantwortung zu übernehmen.

Als Menschenrechts- und Bildungspolitiker ist mir unsere Erinnerungskultur besonders wichtig.

Leider ist die deutsche Kolonialgeschichte nicht im öffentlichen Bewusstsein.

Die deutsche Rolle in der Kolonialzeit ist Teil unserer Geschichte und muss bewusst Eingang in unsere Erinnerungskultur finden.

Als deutsche Einwanderungsgesellschaft wollen wir  eine lebendige und verantwortungsbewusste Erinnerungskultur!

Meine verehrten Damen und Herren, die Schule der Nation ist die Schule!

Unser deutsches Geschichtsbuch muss auch die deutsche Rolle und Auswirkungen der Kolonialzeit erzählen.

Und: Wir sprechen heute über vielfältige deutsche Identitäten. Unsere Klassenzimmer sind vielfältig.

Unsere Kinder müssen ihre eigene Geschichte in unserem deutschen Geschichtsbuch wiederfinden.

Das verstehe ich unter lebendiger Erinnerungskultur.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ja sie haben Recht, wir müssen die Handlungen der deutschen Politik aufarbeiten. Wir müssen uns aber der deutschen Verantwortungsgeschichte ganzheitlich stellen.

Vielen Dank.“