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Plenarrede, MINT-Förderung

Sehr verehrter Herr Präsident, 

meine sehr verehrten Damen und Herren, 

als Emanuelle Charpentier von einer Journalistin gefragt wurde, ob sie an einen Gott glaube und religiös sei, antwortete sie:  

Sie glaube an das, was sie als Wissenschaftlerin tue 

Die Forschung zeige ihr, wie schön die Natur sei.  

Und ihre Entdeckung könne für die Gesellschaft und die Humanität genutzt werden.  

Eine bessere Antwort gibt es nicht.  

Wir haben Emanuelle Charpentier vor einigen Monaten getroffen und über die Zukunft der Forschung gesprochen.  

Wir haben mit ihr über ihre Entdeckung und das Staunen über die Welt geredet  

Wir haben aber auch über die nationale und internationale Verantwortung gesprochen, die solch eine Entdeckung mit sich bringt.  

Emanuelle Charpentier und Jennifer Doudna haben die Gen-Schere entdeckt, mit der sich die DNA von Tieren, Pflanzen und Menschen verändern lassen.  

Das wird unter anderem zu neuen Krebstherapien führen und Erbkrankheiten heilen können.   

Emanuelle Charpentier lebt und arbeitet in Berlin. Zusammen mit ihrer Kollegin Jennifer Doudna hat sie den Chemie-Nobelpreis in dieser Woche erhalten.  

Sie gehören beide erst zur sechsten und siebten Frau, die überhaupt den Chemienobelpreis erhalten haben.  

Sie sind Revolutionärinnen. Sie sind Vorbilder.Gerade Mädchen und junge Frauen können sie motivieren, einen MINT-Beruf zu ergreifen. 

Und Deutschland hat diese Vorbilder dringend nötig.  

 

Laut dem MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen 2020 immer noch rund 153.000 Fachkräfte mit technisch-naturwissenschaftlicher Ausbildung in unserem Land.  

Qualifiziertes Personal im medizinischen oder IT-Bereich gehört zu den am stärksten umworbenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – gerade zur Zeit der Corona-Pandemie 

Woran liegt das?  

Zwar sind die Zahlen sowohl der MINT-Studienanfängerinnen und -anfänger als auch der Absolventen in den letzten Jahren gestiegen, jedoch sind es immer noch nicht genug.  

Außerdem gibt es immer noch sehr vielE Studienabbrechende.  

Grund dafür könnte in der unzureichenden Beschäftigung mit technisch-naturwissenschaftlichen Fächern in der gesamten Schullaufbahn der Kinder liegen. 

Das müssen und werden wir stärker angehen. 

Ich sehe hier drei wesentliche Handlungsfelder: 

Ersten: Dem Fachkräftemangel müssen wir entgegenwirken und zwar bereits durch die Stärkung vor allem frühkindlicher und außerschulischer MINT-Bildung 

Zum einen, indem wir die MINT-Fächer frühzeitig attraktiv machen – bereits in Kita und Grundschule, aber auch an außerschulischen Lernorten – und zwar für jede und jeden unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht oder Herkunft der Eltern.  

Zweitens: Wir müssen auch die Infrastrukturen an Schulen verbessern und außerschulische Orte für MINT-Bildung schaffen.  

Bezüglich MINT und Digitalisierung ist noch viel zu tunEs geht zunächst um strukturelle Voraussetzungen, die einen Lernort ermöglichen, wie die Bereitstellung digitaler Technologien, aber auch die Weiterbildung pädagogischer Lehrkräfte.  

DrittensGerade für junge Mädchen und Frauen brauchen wir mehr Mentoringprogramme, um Begeisterung für MINT-Fächer und -Berufe zu wecken 

 

Meine Damen und Herren 

Emanuelle Charpentier hat etwas Großartiges entdeckt.  

Sie glaubt an die Wissenschaft und auch wir müssen stärker an die Wissenschaft glauben – gerade in dieser Zeit der vielen alternativen Wahrheiten.  

Liebe Schülerinnen und Schüler, 

ich bin fest davon überzeugt, dass es viele Charpentiers unter euch gibt. 

Wir sind mit den Reformen aus dem MINT-Aktionsplan auf einem guten Weg, Netzwerke auszubauen.  

Lassen Sie uns voneinander und MINTteinander lernen. Danke.