Mein Praktikum im Deutschen Bundestag

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Ich, Julius Tal, habe vom 29. Mai bis zum 10. Juni 2015 mein zweiwöchiges Schülerpraktikum im Deutschen Bundestag bei dem SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Karamba Diaby absolviert. Vor dem Praktikum war ich mir nicht ganz sicher, was auf mich zukommen würde. „Wahrscheinlich darf ich Kaffee kochen und den Kopierer bedienen“, dachte ich zunächst. Dass ich sicherlich auch noch etwas Anderes machen würde, war mir schon bewusst; was genau allerdings nicht. Ich wünschte mir aber, mitzuerleben und einen guten Einblick in das zu bekommen, was ein Bundestagsabgeordneter seinen Alltag nennt.

Die erste Woche meines Praktikums fand in einer sogenannten „Sitzungswoche“ statt. Damit war das mit dem „Kaffeejungen“ zum Glück schon einmal gestrichen. Ganz im Gegenteil: Ich habe Karamba Diaby bei vielen Terminen begleitet. Darunter waren die Sitzungen der Arbeitsgruppen Bildung und Forschung sowie Bürgerschaftliches Engagement der SPD-Bundestagsfraktion ebenso wie die Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Ich nahm an Gesprächsterminen zu Themen wie „Bekämpfung der Poliomyelitis (Kinderlähmung)“ oder zur „Anerkennung des Völkermordes an den Herero und Nama“ im heutigen Namibia ebenso teil wie an einer Berichterstattung durch Amnesty International zu den „Verbrechen von Boko Haram und dem nigerianischen Militär“ in Nigeria. An manchen Gesprächen oder Sitzungen durfte ich mich sogar aktiv mit Fragen beteiligen. Außerdem habe ich Karamba Diaby zu einem Treffen der „Parlamentarischen Linken“ begleitet. Das ist eine politische Strömung innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion. Und nicht zuletzt habe ich von der Besuchertribüne aus die Debatte im Plenum verfolgt, als Karamba Diaby zum Thema „Anerkennungsgesetz“ gesprochen hat.

In den Gesprächen stellen Personen, die sich in einem bestimmten Themenbereich engagieren, Karamba Diaby ihre Meinungen und Recherchen vor, zeigen ihm Probleme auf und suchen gemeinsam nach Lösungen. Karamba Diabys Aufgabe ist, diese Themen und Probleme in Arbeitsgruppen und Ausschüsse mitzunehmen. Dort wird dann nach einem vorgegebenen Ablauf und mit sogenannten Sachverständigen wie z.B. Wissenschaftlern oder Gewerkschaften über die Themen diskutiert.

In den Tagesablauf eines Abgeordneten habe ich einen guten Einblick bekommen. Es wird manchmal ziemlich hektisch; langweilig ist es jedenfalls nie. Ich weiß jetzt, dass es in den 22 Sitzungswochen in Berlin sehr formale Abläufe und Sitzungen gibt. Ebenso herrscht Anwesenheitspflicht. Jeder Abgeordnete muss sich zum Nachweis in eine Liste eintragen, die an den Eingängen ausliegt. Wenn man fehlt, werden einem 100 Euro von der Kostenpauschale abgezogen; 200 Euro sind es, wenn man nicht an einer namentlichen Abstimmung teilnimmt. Zwischen den vorgegebenen Sitzungen finden die vielen Gesprächstermine statt; meist in sehr knapper Zeit. Die 30 Wahlkreiswochen sind weniger formal. Karamba Diaby besucht Unternehmen und Einrichtungen und nimmt als ehrenamtlicher Stadtrat an den Stadtratssitzungen teil.

Die Arbeitsatmosphäre ist angenehm. Im Büro von Karamba Diaby duzen sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, er eingeschlossen. In der SPD ist das wohl grundsätzlich so gang und gäbe. Ich hatte erwartet, dass eher ein strenges Klima herrscht, ähnlich wie bei einer Klassenarbeit, aber dem ist überhaupt nicht so.

Einen guten Einblick habe ich nicht nur in den Alltag eines Abgeordneten, sondern auch inhaltlich in verschiedene Themen bekommen, von denen ich z.T. vorher noch nicht einmal etwas gehört hatte. „Service-Learning“ ist eines davon. Dabei handelt es sich um eine Lehr- und Lernform, bei der sich Schüler außerhalb der Schule ehrenamtlich engagieren. Das Engagement wird mit dem Unterrichtsstoff in der Schule aber inhaltlich verknüpft und reflektiert. Zu einem Thema, das aktuell behandelt wird, werden z.B. praktische Erfahrungen für das spätere Berufsleben und für das Stoffgebiet gesammelt, in dem mit Akteuren der Zivilgesellschaft an Projekten gearbeitet wird. Eine sehr sinnvolle Art zu lernen wie ich finde, da in der Schule viel zu wenig Wissen über Alltägliches im Erwachsenenleben vermittelt wird.

Es war für mich eine sehr interessante Zeit. Das Praktikum hat mir sehr vielseitige Eindrücke und Einblicke verschafft und ja: Es hat auch Spaß gemacht.

Ich bedanke mich herzlich bei Karamba Diaby und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mich im Praktikum begleitet haben.

Herzliche Grüße

 

Julius