Plenarrede vom 01.10.2020, Erste Beratung der Bundesregierung zum Einzelplan 30 (Bildung und Forschung)

Plenarrede, 01.10.2020

Sehr verehrte Frau Präsidentin,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

In Deutschland dauert es laut OECD sechs Generationen oder 180 Jahre, bis ein Kind von der untersten Einkommensschicht in die Mitte der Gesellschaft kommt.  Man muss kein Sozialdemokrat sein, um zu merken: Das dauert zu lange! Von hundert Grundschulkindern aus Einkommensschwachen Familien gehen nur durchschnittlich 21 auf eine Hochschule.  Bei Kindern von Akademikerinnen und Akademikern sind es durchschnittlich 74. Also Dreimal so viele. Das heißt für uns alle: Wir müssen mehr investieren, damit der Bildungserfolg nicht von der sozialen Herkunft der Eltern abhängt.

Bildung ist also das wichtigste Instrument, das wir haben. Deshalb freut es mich, dass wir im Vergleich zu 2019 zwei Mrd. Euro mehr zur Verfügung haben.

Erlauben Sie mir als Beispiel einige Projekte zu nennen:

Die 13 Begabtenförderwerke wie z.B. die Friedrich-Ebert-Stiftung oder die Heinrich-Böll-Stiftung leisten einen entscheidenden Beitrag für die Gesellschaft und zur Förderung einer demokratischen Kultur in Deutschland. Ich bin persönlich der Heinrich-Böll-Stiftung dankbar, dass sie mein Promotionsstipendium übernommen hat. Die Begabtenförderung  ist weit mehr als nur die Vergabe von Stipendien. Ihr Herzstück ist die ideelle Förderung. Deshalb ist es wichtig, dass sie ausreichend finanziert wird. Junge Menschen sollen das Bewusstsein für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit vermittelt bekommen.

Meine Damen und Herren,

Die Pandemie hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik wichtig ist. Corona hat aber auch deutlich gemacht, dass die Hochschulmedizin in den Bereichen Forschung und Patientenversorgung eine Schlüsselrolle einnimmt und die notwendige Brücke zwischen Theorie und Praxis schlägt. Das neue  „Netzwerk Universitätsmedizin“ zum Aufbau eines Forschungsnetzwerkes unter Leitung der Charité und zur Bewältigung der Pandemie ist ein Anfang. Es muss weitergeführt und für künftige Herausforderungen weiterentwickelt und verstetigt werden.

Kolleginnen und Kollegen, wir haben in der Corona-Pandemie gesehen, dass nicht alle Kinder von Zuhause aus beschult werden konnten, weil ihnen einfach die Endgeräte fehlten. Auch hier gilt: Kein Kind darf zurückgelassen werden. Jedes Kind muss es packen. Deshalb müssen wir die Verteilung der Endgeräte an die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler beschleunigen. Sechs Generationen oder 180 Jahre dauert es, bis ein Kind von der untersten Einkommensschicht in die Mitte der Gesellschaft kommt. Das dauert zu lange.Wir müssen diesen Weg deutlich beschleunigen. In diesem Haushalt haben dafür die richtigen Instrumente eingeplant. Danke.