Simons Praktikum in Berlin und Halle

Simon und Karamba beim Forum Menschenrechte

Praktikumsbericht von Simon D. Bennett

Praktikant vom 15.04.–14.06.2017

Mein Studium, „Master Politikwissenschaft: Parlamentarismus und Fragen zur Zivilgesellschaft“, beinhaltet eine ganze Menge. Aber: Politik lernt man dabei nicht!

Beim alltäglichen Ablauf wurde mir bewusst, dass zwei freie Tage hintereinander oder auch  Feierabende vor 22:00 Uhr selten sind. 22 Wochen im Jahr in Berlin, den Rest der Zeit im Wahlkreis – das ist der Jahresplan für die Abgeordneten. Genauso wechselreich wie das „Hin-und-her-Switchen“ zwischen Halle und Berlin, sind auch die Aufgaben der Abgeordneten. Für viele Menschen sind die Abgeordneten in ihren Wahlkreisen die ersten, oder manchmal auch die letztmöglichen Ansprechpartner für verschiedenste Anliegen. Sehr häufig werden dabei Punkte des alltäglichen Lebens der anfragenden Bürgerinnen und Bürger berührt und weniger die Bereiche, in denen die jeweiligen Abgeordneten Experten sind.

Am Anfang einer jeden Legislaturperiode dürfen die Abgeordneten ihre Wünsche kundtun in welche der 23 Ausschüsse sie gerne gehen würden, nur ihre Wünsche, denn tatsächlich werden sie den jeweiligen Ausschüssen später zugeteilt. Nicht jeder Abgeordnete kommt dabei in die Ausschüsse – in der Regel zwei – in die er gerne möchte. Dr. Karamba Diaby ist stellvertretender Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses und Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Nicht jeder Abgeordnete, der zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen ist, kommt gleich in die Position eines Vorsitzes oder dessen Stellvertretung.

Bei einer 80-Stundenwoche voller Herausforderungen und mit größter Flexibilität, gehört das stete Fokussieren und konzentrierte Arbeiten wohl zu den größten Leistungen der Abgeordneten. In den zwei Monaten meines Praktikums war ich in den drei Sitzungswochen mit in Berlin, die übrige Zeit durfte ich den Abgeordneten und sein Team in Halle bei der alltäglichen Wahlkreisarbeit unterstützen.

Jeder, der die Gebäude im Berliner „Regierungsviertel“ zum ersten Mal sieht, ist überwältigt von den vielen Eindrücken – und als Praktikant kann man viele dieser Gebäude nicht nur von außen, sondern eben auch von innen bestaunen. In den unterirdischen Gängen, und sogar Straßen, den Kilometern an Fluren und tausenden Büros, begegnet man tagtäglich Menschen, die man sonst nur aus den Nachrichten kennt.

Wie aber sieht nun der Alltag für einen Praktikanten eines Abgeordneten aus? Die Abgeordneten dürfen ihre Büros nach eigenem Ermessen führen – so gibt es Büros, in denen Praktikanten klischeehaft den Kaffee kochen müssen. Und es gibt Büros, wie die von Dr. Karamba Diaby: Ich durfte nahezu alle Termine des Abgeordneten begleiten, sowohl im Wahlkreis, als auch in Berlin.

Im Wahlkreis in Halle (Saale) gehören dazu eine ganze Menge Besuche von Bürger*innen, die mit ihren Wünschen und Anliegen an den Abgeordneten herantreten (z. B. um über die Auswirkungen der Reform des „Wissenschaftszeitvertragsgesetzes“ zu sprechen), aber auch Besuche des Abgeordneten selbst. So besucht er immer wieder gerne die (hauptsächlich kleineren) Unternehmen in Halle, um mit diesen über ihre Sorgen und Nöte, ihre kleineren und größeren Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen. Auch der Fachkräftemangel, der Auszubildendenstand oder die Auswirkungen des Mindestlohns und nicht zuletzt auch das häufig stattfindende zivilgesellschaftliche Engagement der Mitarbeiter*innen dieser Unternehmen sind ebenfalls Themen, mit denen sich der Abgeordnete beschäftigt. Schulen, Kitas, Pflege- und Altenheime und Seniorenresidenzen sowie eine ganze Menge anderer gesellschaftsfördernder Institutionen wie Stiftungen, Verbände und Vereine besucht der Abgeordnete sehr häufig und immer wieder gerne.

Selbstverständlich läuft ein Praktikant nicht nur einfach mit. Ihm wird auch Verantwortung zuteil. Dazu gehört das Schreiben von Entwürfen für Reden und Stellungnahmen genauso dazu, wie das Recherchieren von Informationen.

In Berlin kommt dazu noch die Möglichkeit an verschiedenen Veranstaltungen des „SPD-Praktikantenprogramms“ teilzunehmen. Zu diesen werden regelmäßig verschiedene Personen aus NGOs oder der Politik und häufig auch Abgeordnete eingeladen, so dass man mit anderen Praktikanten und den Gästen im „kleinen Kreis“ diskutieren kann. Natürlich besteht für Praktikanten in Berlin auch die Möglichkeit, an Debatten im Plenum teilzunehmen. Ein Highlight ist auch die Teilnahme an einer Fraktionssitzung der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Aber auch viele andere Veranstaltungen mit Ministerinnen und Ministern und der Fraktions- und Bundesparteiführung durfte ich besuchen.

Die vielen neuen Erfahrungen haben einen unschätzbaren Wert. Dafür bin ich dem Abgeordneten Dr. Karamba Diaby und seinem Team sehr dankbar. Ein solches Praktikum ist für jeden sehr interessant, aber natürlich besonders für Studierende aus dem Bereich der Politikwissenschaften. Mein Studium wurde durch das Praktikum jedenfalls enorm bereichert.

Simon Bennett